Die Verschwörung

Die Verschwörung
17/08/2001

Herr Kachelmann hat es sich zur Gewohnheit gemacht, besonders große Hagelkörner in seinem Kühlschrank zu deponieren. Und das ist gut so. Es ist nämlich keinesfalls selbstverständlich, dass es so wie es ist niederkommt, gewissermaßen als jungfräuliche Empfängnis mit anschließender Geburtswehe durch den Himmel gebrochen, im freien Fall entwickelt und von den Elementen individuell ausgetüftelt. Wie es so unschuldig auf der Wiese liegt, das Körnchen Wahrheit, da denkt man beinah, die Wiese sei eine Krippe. Und nur noch ein kleines Stück und die Nachrichten werden kurz vor den Wettervorhersagen verkünden, Herr Kachelmann konserviere das Jesuskind in seinem Kühlschrank, um es der Welt am Jüngsten Tag zur Rettung des Menschengeschlechts zurück zu geben. Aber hier stutzen wir dann doch. Denn wir wissen: Herr Kachelmann liebt den Regen. Er hätte also bestimmt nichts gegen eine Sintflut einzuwenden. Auch Daimler Chrysler voraussichtlich nicht. Denn es würde einen einzigartigen Sieg der S-Klasse, in letzter Sekunde in die Arche Noah gerettet, bedeuten. Da wären es also schon zwei. Und wir heben den Finger und rufen: Ich sei, gewährt mir die Bitte, in Eurem Bunde….Sie wissen schon. Ein verständlicher Wunsch, wenn man beobachtet, wie uns die Welt glauben machen will, sie gehe jetzt bald unter. Ätna speit sein Feuer auf die Sizilianer, in Südtirol donnert es ein Erdbeben mit Stärke 5,3 durch den Berg und dann, Herr Kachelmann, beieilen Sie sich: Hagel, so groß, dass sogar das Blech eines Bayerischen Motorenherstellers klein bei gibt. Mit soviel Demut und Intelligenz vor der Übermacht hätte man bei so großindustriellen Produkten kaum gerechnet. Und doch, auf wie unscheinbare Weise wurde in jenen Julitagen, als es in Südtirol hagelte, bewiesen: Autos sind intelligent. Denn das haben Menschen und die PKWs gemeinsam: dass ihre Beulen sie das Nachgeben lehren. Und je länger wir so darüber nachdenken, desto stärker kommt uns der Gedanke, Jörgi hat vielleicht doch alles von langer Hand eingefädelt: Er konserviert den Messias, lässt es regnen, plant haarklein, verbündet mit den Mächten der Natur die Sintflut, bucht sich die Ehrenloge in der Arche, gesponsert von Daimler Chrysler, um sich dann am Ende vielleicht sogar selbst als Heiland zu entpuppen. Denn es wird ihn nichts kosten, sich ganz beiläufig über die Reling zu lehnen und ein Hagelkorn im ewigen Wasser versinken zu lassen, mit der Bemerkung: „Gott ist tot. Aber ich, Jörgi Nietzsche Kachelofen lebe noch. Und ich bin wärmer als ein Hagelschauer, und ich liebe Euch alle.“ Danke Boris Jörgi Nietzsche Kachelofen. Vielen Dank. Es kann schließlich nur Einen geben. Einer wird gewinnen. In Deutschland ist es Jörgi, denn er liebt den Regen mehr als die Sonne. Grüezi.

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