Kaputzino

Kaputzino
20/09/2001

In Kaputzino steckt eine Menge drin. Und doch ist es ein Wort, das es so nicht gibt. Aber es ist doch was. Es ist doch da. Was ist es also? Was kann es sein? Ein Kaputzino könnte ein italienischer Kapuzinermöch sein. Wir erkennen ihn an seiner Kutte und an seiner Kapuze, einer zipfelförmigen Kopfbedeckung, dem Kaputzino. Aber das wäre so einfach. Und weil es so nahe liegt, können wir noch ein wenig weiter schweifen und den Wortblick gleiten lassen. So die Gedanken verstreuend und sich selbst überlassend kommen wir auf Cappuccino, was so ähnlich klingt. Und wir ahnen, wie das alles zusammenhängt. Denn schließlich ist der Cappuccino ja ein Café, dem man eine Mütze aufgesetzt hat in Form einer Milchhaube, die in der Sonne so schön prickelt und sich selbst in vielen kleinen Puffs, die wir nicht hören, weil unsere Ohren zu schlecht sind, auflöst. Mit einem Puff hat ein Kaputzino allerdings wirklich nichts zu tun. Oder doch? Nun, so ein Cappuccino hat immerhin mit einem Präservativo etwas gemein, nämlich, dass sie beide, früher oder später, in der Regel über eine Mütze verfügen, wobei die Haube des Präservativo aber eher von innen aufgesetzt wird, wenn wir nicht behaupten wollen, das Präservativo sei ein doppelter Hut – sozusagen in sich selbst und dann von innen erweitert und verfeinert. Aber das ginge nun wirklich zu weit und verstößt gegen jede Regel des Anstands. Ein Kaputzino könnte schließlich auch jenseits all dieser wirren Gedankenflut, in die wir uns hineinwarfen, als wir den Begriff wählten, von dem deutschen Wort „putzen“ kommen und, in einem Geniestreich über den Brenner geworfen, ein italienischer Reinemacher sein, der neben dem Staub, den die Zeit über die Dinge weht, auch unseren Geist reinfegt, wenn wir im Ärger des Alltags überfüllt den Ramsch unserer Gedanken durchblasen wollen. An dieser Stelle könnten wir ein Geflügeltes Wort erfinden, wie zum Beispiel: „Jedem sein Kaputzino!“, was so viel bedeutet wie „Jedem seinen Ausgleich, seine Freiheit, seine Ruhe.“ Oder aber auf Italienisch: „Tieni un Kaputzino e rimani carino dalla sera al mattino!“, was soviel bedeuten würde wie: „Nimm Deinen Kaputzino und Du bleibst hübsch, vom Abend bis zum Morgen.“ Schließlich steckt in Kaputzino aber auch das Potential des Defekten, der Begriff „kaputt“. Ein Kaputzino könnte also auch ein behinderter Mensch, eine Art Quasi Modo sein, denn der hatte ja schließlich auch immer ein Kaputzino über, damit man ihn nicht erkannte. Und, naheliegender geht es kaum, könnte damit ja schließlich auch ein Caputzino gemeint sein im Sinne eines kleinen Defekts, einer Marotte, einer folie. In jedem Fall tun wir alle gut daran, uns von Zeit zu Zeit unser Kaputzino aufzusetzen und einen Cappuccino trinken zu gehen. Das bläst uns die Kaputzini aus dem Hirn und lässt uns wieder frei werden für uns selbst, unser Wesen, für den, der wir im tiefsten Grunde sind. Insofern geht ein Kaputzino ganz schön tief rein.

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