Band 1 – 1.9 – Flummi im Fleisch

Flummi im Fleisch

Was Leben heißt,

Mich manchmal aus den Riemen reißt,

Was mich so piesakt,

Mich umkreist,

Ist fraglich mir

Und ist ein Geist.

Gerade geht’s mir schlecht,

Und dies Gefühl,

Das glaube mir,

Ist heute ohne Zweifel echt;

Ist auch nicht wichtig

Und ist in sich

Nichts anderes als kurzsichtig-

Und schaut auf die nächste Futur,

Wie eine Tür

Und öffnet sich zu einem Flur.

Doch lehn‘ ich mich zum Fenster raus,

Dann seh‘ ich mich in einem Haus,

Das heißt wie ich,

Das dehnt sich aus sich selbst heraus

Und kennt sich drinnen nicht mehr aus.

Drin ist’s, als würden Spinnen

In ihren weiten Netzen,

Die schon seit langem hier hängen,

Herumjagen und hetzen.

Als wär‘ ich selbst ein Biß

Und fräße mich,

Spür‘ ich den Riß,

Der in sich selbst,

Im rohen Fleisch

Voll Lust auf eine Ader stieß.

Und ist die Wunde blutig,

So lauf‘ ich aus mir selber aus,

In Rosarot und mache einen Panther d’raus

Und werd‘ schon wieder mutig.

So bin ich also wie ein Gummi

Und spiele mit mir selber gerne Flummi.

Unten werd‘ ich aufgezogen,

Und dann am Schluß

Reißt’s mich mit ganzer Wucht nach oben.

In meinen eig’nen Launen

Spür‘ ich mich schwirren wie die Fledermaus,

Beginn‘ ich über mich zu staunen

Und hör‘ mich sausend raunen.

Am Ende aber häng‘ ich brav

An meinen eig’nen Flügeln

Und ruhe wie ein Schaf.

Als wär‘ ich selbst gar nicht vorhanden

Beweg‘ ich mich in meinen eig’nen Banden,

Als Marionette an heimlichen Fäden,

Zieh‘ ich mich selbst und noch etwas,

Bewegt ein jeder Spieler jeden,

Bin ich ein vorzüglicher Wein

Und noch zugleich sein Faß.

Wie ein Geheimnis schweb‘ ich hinauf und wieder ab,

Und zieh‘ ich mich wie Huibu

Mit weißem Hemd und Rasselkette,

Bis ganz hinab ins eig’ne Grab

Und leg‘ mich dort zu Bette-

Und hoffe auf eine nette-

Mätresse,

Die ich mit meinen spitzen Zähnen

Als Blutsauger hier unten esse,

Die ich saugend liebe,

Als Opfer meiner unbändigen Triebe

Und die sich stürmisch mir ergibt,

Weil hier ein jeder jeden liebt

Und ihn im Dunkeln an sich zieht.

Doch dann,

In einer mondhungrigen Nacht,

Erhebe ich mich schließlich sacht‘

Und spür‘, daß ich von Neuem schwebe,

Daß ich schon lange nicht mehr lebe.

Und doch,

Ich atme noch-

Ich fiel durch’s schwarze Loch.

Als wär ich Lucky Luke

Schoß ich mich selbst in dieses Ding hinein,

Und brauch‘ jetzt nichts mehr,

Als geballte Energie zu sein-

Das seh ich endlich ein

Und find es fein,

Und schlafe ein

Und denk dabei…

Im Paradies zu sein…

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