Allein gegen die Luft
War’n Sie heute schon gereizt?
Haben Sie sich aufgeheizt?
Und wie ist es itzt?
Sind Sie jetzt geschwitzt?
Fragen über Fragen,
Und was wollten Sie auch sagen?
In der Abwesenheit
Hält man halt nur das Ohr bereit.
Wie wollten Sie auch sprechen jetzt zu mir?
Sie sind ja dort, und ich bin hier.
Aber ich für meinen Teil,
Ich nahm heut‘ ein Hackebeil,
Nahm es steil, dann wieder tiefer,
Dann mal wieder etwas schiefer,
Ab und zu ganz quer und grade
Und schlug schließlich in die Luft
Mit dem Beil eine Parade.
Schade? sagen Sie?
Doch warum schade?
War’s doch eine Pararade,
Daß der Himmel schrie um Gnade.
Denn ich schlug meine Parade, ich Schuft,
In die Luft.
Da schrie selbst der Herrgott laut:
„Einer der die Luft durchhaut,
Das muß ein rechter Teufel sein.“
Ja sogar die Engel, die sonst trägen,
Schickten einen langen Regen
Wegen meinen Schlägen,
Dem Grase und allem Grünen zum Segen.
Ich war bald naß und durchgeschlagen –
Hatt‘ ich mich ja schließlich auch,
Gegen die Luft,
Die durchgehaut,
Jetzt vor mir in Stücken lag.
Ich erschrak.
Soviel Luft, von mir durchschlagen?
Oh, jetzt geht’s mir an den Kragen.
Wird der Übermut verziehen,
Oder soll ich lieber fliehen,
Fragt ich mich bei mir allein:
Was würde wohl besser sein?
Schließlich siegte nicht der Glaube,
Und ich macht‘ mich aus dem Staube.
Doch wohin ich auch verduft‘
Überall war stets die Luft.
War mir auf den Fersen,
Stets hinter mir her,
Wurde nicht weniger,
Doch auch nicht mehr.
Und bald erkannt‘ mit Furcht ich schier:
Die Luft ist sogar auch in mir.
Bald fragt‘ ich mich, bin ich, ich Schuft,
Nur Luft?
Bin ich denn nur ein Häufchen Luft,
Um mit der Axt mich durch die Welt zu schlagen,
Gegen den Wind?
Nur ein himmlisches, windiges Kind,
Ein Haderlump, ein Ausbund an Luft,
Ein Luftballon, der bald verpufft?
So stand ich erschöpft, die Axt in den Händen,
Ein Häufchen Luft an allen Enden.
Zum Glück jedoch noch ganz zuletzt,
Die Luft hatt‘ mich schon fast zersetzt.
Da fiel mir ein:
Ich bin doch auch noch Staub.
Ich Staub?
Jawohl, jetzt weiß ich wieder, wer ich bin,
Und selbst, wohin ich geh:
Die Luft besiegt, und schwerelos
Als Sandkorn in die Höh‘.