Band 1 – 3.0. – Durchgefallen

Durchgefallen


Sie denken jetzt vielleicht,

Ich hätt‘ mich nur hier an diesen Tisch gehetzt,

Um Ihnen von meinen Pflichten

Fröhlich und frei zu berichten;

Sie denken auch gar

Ich hatte eine Prüfung zu besteh’n.

Zu schauen, ob ich vorher schon mal dümmer war,

Kommen Sie an und wollen sich die Note nun beseh’n;

Doch mit Kleister,

Wie die fernen Himmelsgeister,

Hab‘ ich Sie heute angeschmiert

Und an der Nase ‚rumgeführt.

Hätten Sie sich freilich wie ein Hund,

Der voller Neugier ist und hechelt,

Hinter meinem Hinterteil versteckt

Und mir nun frische Luft zugefächelt,

Dann freilich hätt‘ ich ausgesprochen,

Denn dann hätten Sie’s längst ja schon gerochen.

In mir gab’s heute was,

Ich schien mir selbst ein durchlöchert‘ Faß,

Das stieg durch mich wie eine Welle,

Duchtanzte mich wie Niagarafälle,

Das rauschte wie ein Sturm

Und war so lästig wie ein Wurm,

Der wie am langen Band

Den Weg nach oben nicht mehr fand.

Das waren keine Hämorrhoiden,

Macktaten oder Schlackmatieten,

War drinnen in den Innenräumen

Und tat grad‘ so, als würd‘ es schäumen.

Auch hatte es sich keinesfalls verhakt;

Viel eher wie ein weißer Hai

In Meerestiefen selbst gejagt.

Und das nicht von unten nach oben,

Sondern gänzlich umgekehrt

Tat es äußert unbeschwert,

So als würd‘ es tanzen oder toben.

Und das war’s auch schon im Groben.

Doch wenn’s nur grob gewesen wäre.

Dem Ding fehlte bald alle Schwere;

Es wurde gar so federleicht,

Daß es mit Leichtigkeit erweicht

Und alsbald den Kanal erreicht,

Wo es zufrieden dann entfleucht.

Es war wie eine Fuchsjagd durch den Darm,

Die vor der nächsten Dämmerung

Auf keinen Fall zum Stehen kam.

Zusätzlich stellen Sie sich vor:

Es gab für mich kein Ablußrohr.

Die Sache machte ja nicht Halt,

So wie ein Feldweg beim Asphalt;

Sie rannte fort und lief und lief

Und ich lief mit in meinem Mief.

Mein Klo, zwei Treppen weiter unten,

Erreichte ich in Schrecksekunden.

Inzwischen tat das Scheusal walten

Und nach Belieben weiter schalten.

Zeitgleich geschah das Zielgerechte,

Das Angestrebte im Gefechte:

Als ich mich auf den Deckel flechte,

Mit dem Abgang meiner Hose,

Macht das Ding noch eine Pose,

Zieht den Hut in meiner Luft

Und ist schließlich ausgepufft.

Dann aber, dann kam es wieder,

Fuhr erneut in meine Glieder,

Sauste durch und dann nach draußen,

Quälte mich ganz ohne Pausen,

War ein Scheusal und Geziefer,

Sagte Hi und ich stieg tiefer-

Wie ein Affe auf dem Klo

Saß ich eine Nacht lang so.

Dann aber ward’s mir zu arg-

Dachte schon an meinen Sarg

Sah mich sterben und dergleichen

Gase meinem Leib entweichen.

Doch zuletzt, kurz vor dem Ende

Sann ich noch auf eine Wende:

Mit vier Hosen unterm Kittel

Kaufte ich mir zwei, drei Mittel.

Exorzistisch kreuzt‘ ich meine Wege

In der nächsten Apotheke,

Um den Gast mir zu entleiben

Und den Teufel auszutreiben,

Nahm ich schließlich das Erprobte

Bis das Scheusal nicht mehr tobte.

Die Sache ist jetzt durchgefallen,

Raus aus mir die letzten Quallen

Und statt den Niagarafällen

Spür‘ ich ein Bächlein mich erhellen;

Im Einklang ist der Kreislauf wieder,

Voller Leben sind die Glieder,

Und was ich heut‘ zu sagen hatte

Ist jetzt durch und von der Matte.

Die Sache ist jetzt abgespült,

Der ganze Ärger durchgewühlt,

Jetzt hab‘ ich mich genug entblößt

Und außerdem bin ich erlöst-

Von all dem Drücken und dem Blähen,

Von all dem Ziehen und dem Drehen,

Von ungelösten Aktenzeichen,

Die oftmals uns’rem Leib entweichen,

Von all den schlechten Spießgesellen,

Die uns so leicht den Tag vergällen.

Für heute ist die Schule aus,

Mit einer Sechs geh‘ ich nach Haus‘,

Und die gleich im Betragenfeld

Empfehl‘ ich mich als Schuft der Welt.

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