Die Intelligenz des Apfels
Es ist soweit:
Von draußen wächst schon der Apfelbaum
Inmitten meinen Wohnzimerraum.
In das Zentrum meines Reiches
Blüht von außen eine Frucht,
Und ich fühle ganz bestimmt,
Bewußt hat der Baum mich ausgesucht,
Mir wollt‘ er die Früchte schenken
Die in der Entwicklung nachzudenken
Ich gar nicht erst versuch‘.
Ach ja, die Entwicklung des Apfels
Ist schon allzu schwierig,
In etwa grad das Gegenteil,
Der Hetze der Verzehrung,
Schnell und allzu gierig.
Wie lang braucht so ein Äpfelchen
Denn eigentlich, Nur um zu reifen?
Um bunt zu werden, und um in seiner Größe,
Zum Maximum sich auszuschweifen.
Und jetzt versuchen Sie einmal,
Nur den Prozeß des Wachsens, so an sich,
In aller Gänze zu begreifen.
Wächst denn der Apfel innen,
Stetig aus sich selbst heraus,
Vergrößert sich,
Und wächst sich schließlich aus?
Oder wächst er vielleicht vom Stengel aus,
Sozusagen von unten nach oben?
Wird alles, was denn bereits da,
Beständig vor sich hergeschoben?
Oder liegt des Rätsels Lösung,
Darin, daß jeder Teil des ganzen Dings
Stets eig’ne Nebenteile produziert,
Das ganze Ding an sich,
Sich also ständig neu erschafft und selbst gebiert,
Und das sich selbst so sehr verehrt,
So daß es sich als pars pro toto,
Und also doch als Ganzes stets noch mehr
dazu vermehrt?
Ach, wär ich doch ein Wilhelm Tell
Und könnt‘ ich doch
Mit einem leichten Schuß
Des Rätsels Lösung nur erschließen
Und das Kernproblem des Apfels
In der Mitte sanft durchschießen.
Dann müßt ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen,
Dann könnt ich auch dem Apfelwein beim Zechen
Viel freier und unbehinderter zusprechen,
Wie einem Freund,
Der stets den anderen durchschaut.
Sozusagen mit einem Freund
Einen Freund niedertrinken
Um dann am Ende ganz durchweicht
Von mich wärmender Freundlichkeit,
Glücklich vornüber wegzusinken.
Doch, mein Äpfelchen,
Allein werd‘ ich wohl weitergehn,
Weiterhin werd ich nichts versteh’n
Und trotzdem dich trinken und essen.
Und du Apfel bist klüger als ich,
Das hab‘ ich nun ausgemessen.