Band 1 – 3.2. – Die Intelligenz des Apfels

Die Intelligenz des Apfels



Es ist soweit:

Von draußen wächst schon der Apfelbaum

Inmitten meinen Wohnzimerraum.

In das Zentrum meines Reiches

Blüht von außen eine Frucht,

Und ich fühle ganz bestimmt,

Bewußt hat der Baum mich ausgesucht,

Mir wollt‘ er die Früchte schenken

Die in der Entwicklung nachzudenken

Ich gar nicht erst versuch‘.

Ach ja, die Entwicklung des Apfels

Ist schon allzu schwierig,

In etwa grad das Gegenteil,

Der Hetze der Verzehrung,

Schnell und allzu gierig.

Wie lang braucht so ein Äpfelchen

Denn eigentlich, Nur um zu reifen?

Um bunt zu werden, und um in seiner Größe,

Zum Maximum sich auszuschweifen.

Und jetzt versuchen Sie einmal,

Nur den Prozeß des Wachsens, so an sich,

In aller Gänze zu begreifen.

Wächst denn der Apfel innen,

Stetig aus sich selbst heraus,

Vergrößert sich,

Und wächst sich schließlich aus?

Oder wächst er vielleicht vom Stengel aus,

Sozusagen von unten nach oben?

Wird alles, was denn bereits da,

Beständig vor sich hergeschoben?

Oder liegt des Rätsels Lösung,

Darin, daß jeder Teil des ganzen Dings

Stets eig’ne Nebenteile produziert,

Das ganze Ding an sich,

Sich also ständig neu erschafft und selbst gebiert,

Und das sich selbst so sehr verehrt,

So daß es sich als pars pro toto,

Und also doch als Ganzes stets noch mehr

dazu vermehrt?

Ach, wär ich doch ein Wilhelm Tell

Und könnt‘ ich doch

Mit einem leichten Schuß

Des Rätsels Lösung nur erschließen

Und das Kernproblem des Apfels

In der Mitte sanft durchschießen.

Dann müßt ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen,

Dann könnt ich auch dem Apfelwein beim Zechen

Viel freier und unbehinderter zusprechen,

Wie einem Freund,

Der stets den anderen durchschaut.

Sozusagen mit einem Freund

Einen Freund niedertrinken

Um dann am Ende ganz durchweicht

Von mich wärmender Freundlichkeit,

Glücklich vornüber wegzusinken.

Doch, mein Äpfelchen,

Allein werd‘ ich wohl weitergehn,

Weiterhin werd ich nichts versteh’n

Und trotzdem dich trinken und essen.

Und du Apfel bist klüger als ich,

Das hab‘ ich nun ausgemessen.

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