Band 1 – 3.3. – Sinn im Unsinn

Sinn im Unsinn



In den Schrauben

Blinder Tauben

Eß ich bittersüße Trauben,

Jeden Tag und jede Stunde

Bin ich Bringer jener Kunde:

Daß die Menschen Henkel knüpfen,

Drunter und dann drüber hüpfen,

Daß sie lachen,

Daß sie weinen,

Sich zum Beischlaf oft vereinen;

Daß sie getrennt,

Auf allen Vieren,

Manchmal statt Beischlaf onanieren;

Daß sie in großen, weiten Zügen,

Sich belügen und betrügen,

Daß sie über’s Ohr sich hauen

Und daß Männer ihre Frauen,

Wenn sie sich auch sehr beklagen,

Heimlich hinter’m Vorhang schlagen-

Und daß die Frauen

Mit den Seelen

Widerum die Männer quälen,

Daß alles kreuz und quer bescheißt,

A gern B mit Mist beschmeißt,

Daß gehungert wird, gemästet,

Gelassen wird und ausgetestet.

Ich weiß, die Großen dieser Welt

Spielen mit Kindern und mit Geld.

Die Kleinen freuen sich und weinen

Und fragen die Sonne: wann wirst du scheinen.

Falsch nur auf die Welt gekommen,

Reicht ein ganzes Leben

Und ganz trübe und verschwommen

Sieht man viele schweben.

Doch ganz egal, wo man auch ist,

Überall lauert die List,

Die uns überlisten will

Und das gleich im großen Stil.

Fegefeuer oder Hölle,

Alles geht so blitzeschnelle:

Heute geht es dir noch mies

Morgen winkt das Paradies.

Oh wär‘ ich ein Dante

Und hätt‘ ein Andante-

Ich spielt‘ es jeden Morgen

Und wär‘ raus aus meinen Sorgen.

Hätt‘ ich nur eine Symphonie,

Wie lappenrotes Federvieh,

Dann wär‘ ich raus aus jedem Schneider

Und unbeschwert und ewig heiter.

Doch hab‘ ich eine Melodie

Ein Tralala mit Tralali,

Ein Liedchen, das noch keiner kennt,

Ein wundervolles Fundament,

Ein Segen auf all meinen Wegen,

Eine Art hindurchzuseh’n,

Ohne kehrtum abzusteh’n-

Eine Art, noch dann zu lachen,

Wenn’s längst nichts mehr zu lachen gibt,

Ein Mittel, um froh durchzukrachen,

Wenn mich wirklich nichts mehr liebt;

Ein Ding, so gut, weil’s mich beschützt

Und mir in jeder Stunde nützt.

Ein Wunderei, eine frohe Arznei,

Ein Zauberglas,

Ein Orakel,

Ein Riesenspaß und Mordsspektakel,

Und nicht mehr als der frohe Sinn,

Der ich im tiefen Grunde bin.

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