Pegasus im Lebkuchen
Ich steige in die Neige der Nacht,
Neige mich in meinen dunklen Schacht.
Ich lehne mich zurück
Und schlaf‘ jetzt bald ein Stück.
Das heute war heute
Und morgen wird bald gestern sein.
Des Teufels bin ich fette Beute
Die Zeit, sie holt mich wieder ein.
Nichts zu machen gibt’s dagegen,
Stetig und auf allen Wegen
Ist das Ding bei dir
Und klettet sich an,
Wie ein klebriges Tier.
Das ist der Sternenhimmel,
Das Universum weit,
Das ist der weiße Schimmel,
Der sich auf Traumflügeln befreit.
Der Pegasus,
Der, weil er muß,
Nie erdenvoll entgleist,
Weil er die Schwingen breitet
Und froh zu Wolke sieben reist.
Das ist ein Reiter,
Ein Gescheiter,
Das ist ein seliges Pferd;
Mehr als alles and’re
Ist mir dieser Schimmel
Auf seiner Wolke sieben
Mein Begleiter.
Ich fühle seine Gegenwart
In allem, was mir täglich harrt.
So bin ich eingebunden
Und dennoch entwunden;
Als Kind in meiner Zeit
Hab‘ ich mich doch von ihr befreit.
Sklave wär ich nur
Als Piepser in der Kuckucksuhr;
Dort rief ich dann die Stunden aus
Und dann wieder zurück ins Haus.
Doch Clown bin ich und Clownerie,
So kriegen mich die Uhren nie.
Ich bin jeden Tag weil ich fließe,
Weil ich mich mit dem Regen,
Wenn die Sonne mal fehlt,
So wie eine Blume des Himmels begieße.
Ich bin wie ein Stern
Und leucht mir so gerne,
Ich lobe den Herrn,
Licht mir auch und Laterne.
Ich bin ja selbst ein Engel,
Nur früher oder später,
Ich bin ja selbst das All
Nach all dem hiesigen Gezeter;
Doch vor dem letzten Knall
Vergnüg‘ ich mich noch hier im Äther,
Heiße Herbert oder Peter
Und lauf noch ein paar Meter;
Esse gesundes Vollkornbrot,
Genieße viel und sterbe später
Als Gärtner oder Unkrautjäter,
Schreiber oder Bleiber;
Als Lebkuchen zur Weihnachtszeit
Mach‘ ich mich zum Tod bereit.
Wenn’s Christkind kommt
Bin ich schon weg.
Ein Magen knurrt-
Ich hab mich drin versteckt,
Als Engel
Oder Lausebengel,
Als Schmerz oder als Spaß
Und Scherz,
Im Zuckerkleid
Oder im Nerz
Verschwend‘ ich noch ein letztes Mal mein Herz-
Zur allgemeinen Volkserbauung
Dien‘ ich den Menschen zur Verdauung.
Ich sterbe,
Ich hinterlasse keine Scherbe,
Und bin in frischer Luft
Grad‘ eben mal verpufft.