Band 1 – 3.4. – Pegasus im Lebkuchen

Pegasus im Lebkuchen

 

Ich steige in die Neige der Nacht,

Neige mich in meinen dunklen Schacht.

Ich lehne mich zurück

Und schlaf‘ jetzt bald ein Stück.

Das heute war heute

Und morgen wird bald gestern sein.

Des Teufels bin ich fette Beute

Die Zeit, sie holt mich wieder ein.

Nichts zu machen gibt’s dagegen,

Stetig und auf allen Wegen

Ist das Ding bei dir

Und klettet sich an,

Wie ein klebriges Tier.

Das ist der Sternenhimmel,

Das Universum weit,

Das ist der weiße Schimmel,

Der sich auf Traumflügeln befreit.

Der Pegasus,

Der, weil er muß,

Nie erdenvoll entgleist,

Weil er die Schwingen breitet

Und froh zu Wolke sieben reist.

Das ist ein Reiter,

Ein Gescheiter,

Das ist ein seliges Pferd;

Mehr als alles and’re

Ist mir dieser Schimmel

Auf seiner Wolke sieben

Mein Begleiter.

Ich fühle seine Gegenwart

In allem, was mir täglich harrt.

So bin ich eingebunden

Und dennoch entwunden;

Als Kind in meiner Zeit

Hab‘ ich mich doch von ihr befreit.

Sklave wär ich nur

Als Piepser in der Kuckucksuhr;

Dort rief ich dann die Stunden aus

Und dann wieder zurück ins Haus.

Doch Clown bin ich und Clownerie,

So kriegen mich die Uhren nie.

Ich bin jeden Tag weil ich fließe,

Weil ich mich mit dem Regen,

Wenn die Sonne mal fehlt,

So wie eine Blume des Himmels begieße.

Ich bin wie ein Stern

Und leucht mir so gerne,

Ich lobe den Herrn,

Licht mir auch und Laterne.

Ich bin ja selbst ein Engel,

Nur früher oder später,

Ich bin ja selbst das All

Nach all dem hiesigen Gezeter;

Doch vor dem letzten Knall

Vergnüg‘ ich mich noch hier im Äther,

Heiße Herbert oder Peter

Und lauf noch ein paar Meter;

Esse gesundes Vollkornbrot,

Genieße viel und sterbe später

Als Gärtner oder Unkrautjäter,

Schreiber oder Bleiber;

Als Lebkuchen zur Weihnachtszeit

Mach‘ ich mich zum Tod bereit.

Wenn’s Christkind kommt

Bin ich schon weg.

Ein Magen knurrt-

Ich hab mich drin versteckt,

Als Engel

Oder Lausebengel,

Als Schmerz oder als Spaß

Und Scherz,

Im Zuckerkleid

Oder im Nerz

Verschwend‘ ich noch ein letztes Mal mein Herz-

Zur allgemeinen Volkserbauung

Dien‘ ich den Menschen zur Verdauung.

Ich sterbe,

Ich hinterlasse keine Scherbe,

Und bin in frischer Luft

Grad‘ eben mal verpufft.

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