Band 1 – 3.7. – Neueste Nachrichten aus meinem Atom-U-Brot

Neueste Nachrichten aus meinem Atom-U-Brot



Ich sitzte hier zehntausend Meter tief

In meinem Vollkorn-Atom-U-Brot

Und rauche wie ein Schlot;

Das gibt im ganzen Brot dann Mief.

Aus meinem Fenster raus

Seh‘ ich Gespenster,

Große Riesenkraken

Mit Rieskragen,

Die sie wie stolze Mehrärmler

Aufgedunsen oben tragen.

Ich sehe Atlantis, die versunkene Stadt,

Die noch keiner vor mir

So tief ins Meer versunken,

Vom Salzwasser betrunken,

So herrlich hier gesehen hat.

Ich sehe Schwäne und Geigen,

Pralinenfüßler und wandelnde Feigen,

Die sich bei den Walen vorm Fraß noch verneigen.

Ich blicke nur Pracht und Herrlichkeit;

Mein Auge im Korn wird die Welt mir so weit.

Ich schaue den Mond und die Sterne durch’s Wasser,

Doch mein U-Brot läuft mir voll

Und um mich ‚rum wird’s immer nasser.

Das Korn bläht sich auf,

Der Weizen keimt empor,

Die Gerste schießt aus jedem Rohr

Wie eine U-Brot-Leuchtrakete,

Und ich sitz‘ stille da und bete.

Das ganze Ding scheint wie ein Voll-Korn-Faß

Und bläht sich auf, das macht mir Spaß.

Im Körnerduft

Fliegt hier gleich alles in die Luft,

Und ich ahne,

Das wird eine Wasserbanane,

Und zwar eine schiefe,

Die sich schräg aus der Tiefe

Ihren Weg sicher bahnt,

Weil sie Sauerstoff ahnt.

Das ganze Ding macht jetzt bald Peng,

Bläht sich auf und wird schon eng.

Mich sticht der Hafer,

Schlägt wie Pferdehufe aus

Und wird nicht mehr braver.

Jetzt haut’s die Körner in die Luft,

Und das Atom-U-Brot verpufft.

Mit Lichtgeschwindigkeit

Haut es mich aus der Körnerdecke;

Ich sause durch die Wassertiefe

Ins Sonnenlicht

Zum Nulltarife.

Dann blitz‘ ich auf

– Jetzt freu‘ ich mich schon d’rauf –

Und sause durch den Wasserspiegel,

So wie ein Seestern- oder Igel.

Ich brause durch die Morgenluft

Und atme wieder Erdenduft;

Ich spür‘ den Boden unter mir

Und wandle mich vom Tiefsee-Körnel

Zur Titelseite eines Journal.

Die Fahrt hat Aufsehen gemacht;

Die Welt hat sich kaputt gelacht,

Doch mir hat’s mehr noch eingebracht:

Kaum spür‘ ich Boden unter mir,

Zerfließt er mir wie weiche Zier.

Ich finde mich wieder,

Und ganz ohne Sorgen

Werd‘ ich als Engelein geborgen.

Jetzt bin ich Chef von Wolke Sieben,

Meine Beschäftigung ist Fliegen;

Ich sause durch die Sternennacht,

Durch’s Universum schweb‘ ich sacht,

Zum Frühstück küß‘ ich Aphrodite,

Die ich mir hier täglich miete,

Schlürfe Rotwein,

Rauche viel,

Denn ohne Lunge hat das Stil,

Atme Sterne in mein All,

Back‘ Pustekuchen überall;

Es ist das Glück in ganzer Fülle,

In das ich mich hier selig hülle,

Es ist die Schönheit nach dem Ende,

Ist die Verzückung nach der Wende.

Nichts fehlt mir von dem, was ich ließ,

Kein Luxus nicht, nicht, wie ich hieß,

Und wenn du Schnupfen hast, dann nies‘,

Ich bleib ab heut‘ im Paradies.

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