Dem Tod voraus
Heut‘ bin ich bei mir selber
Und will es denn auch bleiben,
Ich nehm‘ mich auseinander
Und schneide mich in Scheiben.
Das ist mein Resultat,
Muß ich mich selber an mir reiben:
Ich drechsle mich und wechsle mich
Und schwimm‘ im Wasser wie ein Fisch.
Was ich tue und auch sag‘
Ist wie ein Ohrwurm, jeden Tag
Und dreht sich dann im eig’nen Schweiß
Ganz wie der Saft im Himbeereis
Stets rundherum im eig’nen Kreis.
So suche ich in mir nach Lügen,
Nach sich versteh’n und selbst betrügen,
Nach einer Fährte, der ich folge,
Nach einer weichen Wattewolke,
Nach Heim, daheim und bin schon dort,
An meinem eig’nen selbsten Ort.
Ich forsch‘, doch wo ich selbst schon bin
Paßt ja nichts anderes mehr hin.
Drum, ach so schwierig auch der Sinn:
Wo komm‘ ich her, wo geh ich hin?
Wie lange ich schon hier?
Und auch wie bis wann ich noch da bin?
Ab wann zerfällt mein Fleisch
Wieder in Staub, als Fischfutter
In einen Teich?
Fressen mich gar die Hühner
Und nehmen mich aufs Korn?
Oder tret‘ ich von der Bühne,
So wie ein Narr, mit einer Kapp‘
Und auf der Stirne einem Horn?
Früher oder später werd ich’s wissen,
Dann werd‘ ich mich auf dieser Welt
Am Ende selbst vermissen.
Und zu Schluß vielleicht
Mit einem schlechten Gewissen
Mich missen.
Drum ist’s von essentieller Macht
Wie ich den heut’gen Tag verbracht,
Wie ich die Zeit, die mir hier zugedacht
Am Ende mit mir selber zugebracht;
Ist’s wichtig, daß ich Spaß gehabt,
Daß ich gelebt hab‘ und nicht schlapp
In einem Winkel mit mir selber überhing,
So wie ein langweiliges Ding,
Befangen nicht, und daß ich sing‘
Wo’s mir grad paßt,
Und daß ich schwing‘-
So wie ein Ballkleid
Muß ich blühen
In bunten Farben
Mich bemühen,
Darf nicht darben
Wie ein Reh,
Daß ich nicht weidwund
Auf der kalten Wiese steh‘
Und nichts mehr ach,
als graue Gräser seh.