Traumschaum und Zuckerbäcker
Holter die Polter
Gings gestern morgen los.
In der Früh schon die Folter,
Im Hals steckt ein Klos
Und läßt mich nicht los.
Schon beinah‘ war ich feucht im Schoß.
Gerstern auf die Nacht,
Ganz sacht,
Da hatt‘ ich meine Augen zugemacht
Und in mich selbst hinein gelacht.
Jetzt schlaf‘ ich, dacht‘ ich unumwunden,
Dreh nur in Träumen meine Runden,
Bin meinetwegen Dauerläufer,
Postmann oder Wurstverkäufer.
Jetzt weiß ich, wo ich hingehör‘,
Und bin mein eigener Friseur,
Bin außerdem noch Zuckerbäcker,
Kreir für mich und find es lecker.
Zuletzt auf meiner Liste steht:
Ich bin Poet.
Doch dafür war’s schon fast zu spät,
Da bin ich nämlich grad‘ erwacht,
Da war der Schlaf schon abgeflacht.
Ich dachte, daß ich dachte,
Bis der Wecker lachte.
Ich dachte, daß ich schrieb,
Daß kein Papier hier leer mehr blieb,
Daß die Gedanken wie ein Dieb
Den Geist ausfiltern wie ein Sieb.
Ich dacht‘ noch, ich sei klar im Kopf,
Doch war es nur der Übertopf
Zum meinem Schlaf,
Zu meinem Schaf,
Der mich dem Tag sein Licht ausbließ.
Das find ich mies und fies.
Jetzt sitz das alles denken ließ
Und mit ich hier
Und bau‘ das Ding zusammen
Aus meinen Gedächtnisschrammen.
Und weil mir nichts geblieben ist,
Hab ich weiter keine List,
Als das Neue zu erfinden,
Doch das hieße sich abzuschinden,
Holz sich selbst auf’s Kreuz zu binden-
Hieße, sich zu überwinden,
Nur um sich selbst einmal zu finden.
Hieße überhaupt zu suchen,
Und dazu noch loszufluchen.
Wär‘ ein Hin und wär ein Her
Und irgendwann ein Kann-nicht-mehr,
Und das schmerzt mich doch zu sehr,
Drum bleibt die Zeile heute leer.
Bevor ich mich noch selbst beschwer‘,
Über meinen Geistesteer.
Sie wissen längst schon wie ich’s meine:
Ich bleib jetzt mit mir selbst alleine
Und sperr‘ mich nicht mehr in den Schober,
Wie ein Schwein unter die Schweine,
Und pflege meine Beine,
Peitsche mich mit einer Hundeleine
Und denke an Paris und an die Seine
Wie Heinrich Heine.
Ich esse Soße aus der Dose
Und wechsle dabei meine Unterhose,
Denn ich bin arm
Wie ein Poet,
Der aus der Kälte kam.
Nur im Herzen ist mir warm.
Wie mir schon früher immer schien
Bin ich mein eigener Kamin.
Und hätten Sie ein bißchen Holz,
Ich wär nicht stolz,
Es Ihnen heimlich abzuklauen,
Ihr friedlich Leben zu versauen,
Oder auch mal auf Sand zu bauen,
Nur um meinen Ofen anzustauen.
Dann spielen wir den Tanz auf dem Vulkan
Und ich komme von unten seitlich an
Und mach‘ mich an Sie ran.
Dann machen wir ein Feuerchen,
Oder aber Bäuerchen,
Weil ich sie aufgestoßen hatte
Wie eine hölzerne Latte
Und abgeklopft
Wie eine staubige Matte-
Und zugestopft
Wie eine Strohpuppe
Und aufgeführt und aufgerührt
Wie eine Flohtruppe in Flohsuppe.
Denn klein sind wir ja alle allemal
Und dreh’n uns um uns selbst um den Pokal
Wie eine alte Leier schlägt man Spiegeleier
Und Schaum
Und galubt es selber kaum:
Daß nur ein Traum,
Uns hier hinein erwachen ließ
In diesen andern Traum,
In dies verwunsch’ne Paradies.