Band 2 – 1.3 – Traumschaum und Zuckerbäcker

Traumschaum und Zuckerbäcker

Holter die Polter

Gings gestern morgen los.

In der Früh schon die Folter,

Im Hals steckt ein Klos

Und läßt mich nicht los.

Schon beinah‘ war ich feucht im Schoß.

Gerstern auf die Nacht,

Ganz sacht,

Da hatt‘ ich meine Augen zugemacht

Und in mich selbst hinein gelacht.

Jetzt schlaf‘ ich, dacht‘ ich unumwunden,

Dreh nur in Träumen meine Runden,

Bin meinetwegen Dauerläufer,

Postmann oder Wurstverkäufer.

Jetzt weiß ich, wo ich hingehör‘,

Und bin mein eigener Friseur,

Bin außerdem noch Zuckerbäcker,

Kreir für mich und find es lecker.

Zuletzt auf meiner Liste steht:

Ich bin Poet.

Doch dafür war’s schon fast zu spät,

Da bin ich nämlich grad‘ erwacht,

Da war der Schlaf schon abgeflacht.

Ich dachte, daß ich dachte,

Bis der Wecker lachte.

Ich dachte, daß ich schrieb,

Daß kein Papier hier leer mehr blieb,

Daß die Gedanken wie ein Dieb

Den Geist ausfiltern wie ein Sieb.

Ich dacht‘ noch, ich sei klar im Kopf,

Doch war es nur der Übertopf

Zum meinem Schlaf,

Zu meinem Schaf,

Der mich dem Tag sein Licht ausbließ.

Das find ich mies und fies.

Jetzt sitz das alles denken ließ

Und mit ich hier

Und bau‘ das Ding zusammen

Aus meinen Gedächtnisschrammen.

Und weil mir nichts geblieben ist,

Hab ich weiter keine List,

Als das Neue zu erfinden,

Doch das hieße sich abzuschinden,

Holz sich selbst auf’s Kreuz zu binden-

Hieße, sich zu überwinden,

Nur um sich selbst einmal zu finden.

Hieße überhaupt zu suchen,

Und dazu noch loszufluchen.

Wär‘ ein Hin und wär ein Her

Und irgendwann ein Kann-nicht-mehr,

Und das schmerzt mich doch zu sehr,

Drum bleibt die Zeile heute leer.

Bevor ich mich noch selbst beschwer‘,

Über meinen Geistesteer.

Sie wissen längst schon wie ich’s meine:

Ich bleib jetzt mit mir selbst alleine

Und sperr‘ mich nicht mehr in den Schober,

Wie ein Schwein unter die Schweine,

Und pflege meine Beine,

Peitsche mich mit einer Hundeleine

Und denke an Paris und an die Seine

Wie Heinrich Heine.

Ich esse Soße aus der Dose

Und wechsle dabei meine Unterhose,

Denn ich bin arm

Wie ein Poet,

Der aus der Kälte kam.

Nur im Herzen ist mir warm.

Wie mir schon früher immer schien

Bin ich mein eigener Kamin.

Und hätten Sie ein bißchen Holz,

Ich wär nicht stolz,

Es Ihnen heimlich abzuklauen,

Ihr friedlich Leben zu versauen,

Oder auch mal auf Sand zu bauen,

Nur um meinen Ofen anzustauen.

Dann spielen wir den Tanz auf dem Vulkan

Und ich komme von unten seitlich an

Und mach‘ mich an Sie ran.

Dann machen wir ein Feuerchen,

Oder aber Bäuerchen,

Weil ich sie aufgestoßen hatte

Wie eine hölzerne Latte

Und abgeklopft

Wie eine staubige Matte-

Und zugestopft

Wie eine Strohpuppe

Und aufgeführt und aufgerührt

Wie eine Flohtruppe in Flohsuppe.

Denn klein sind wir ja alle allemal

Und dreh’n uns um uns selbst um den Pokal

Wie eine alte Leier schlägt man Spiegeleier

Und Schaum

Und galubt es selber kaum:

Daß nur ein Traum,

Uns hier hinein erwachen ließ

In diesen andern Traum,

In dies verwunsch’ne Paradies.

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