Band 2 – 4.1 – Tot oder lebendig

Tot oder lebendig

Neben mir liegt Shakes

Und trinkt sein Bier,

Auf dem Boden lauter Snakes;

Ich frag mich nur:

Was wolln die hier?

Heute ist der Tag so schräg,

Lauter Kurven hat der Weg,

Von den Bäumen schau’n die Raben,

Die sich an der Sonne laben

Und ansonsten vor sich darben,

Außerdem- ist ja nicht Ihr Problem-

Hier im Wald, wo ich grad steh‘,

Schaut aus der Lichtung grad ein Reh

Mich mit den  Augen zärtlich an.

Als ob ich was dran machen kann,

Daß dies ein Reh ist und ich nicht,

Daß du das Tier und ich der Wicht

Mit einem menschlichen Gesicht,

Das Poker spielt und dabei sticht

Und sich ansonsten selbst verspricht:

Mit vierzig bin ich Millionär

Na, und mit achzig trag‘ ich mich selbst mir hinterher,

Mit vierzig bin ich noch lebendig,

Mit dreißig bin ich überwendig

Und leb‘ überaus unanständig.

Ich trink‘ nur Lemon mit Tequila,

Mein Auto mal ich an mit Lila

Und leg mich dann ins Bett mit Shela.

Dann wird geraucht und auch gefaucht,

Die Zeit im dichten Dampf verbraucht,

Mit einer Hand häng‘ ich am Bette

Und mit der andern üerselig

An einer giftg’en Zigarette.

Als klappriges Altrestskelett

Sing‘ ich auf meinem Minarett,

Streck‘ mein Gesicht zur Sonne-

So stelle ich mir vor-

Und seh ’nen Mensch, der sich als Tonne

Leibsfettig durch die Straßen schiebt,

Die Welt haßt und sich selbst nicht liebt.

Doch ich bete in den Knochen,

Keiner hat mich geseh’n,

Den Fang hat nur die Katz‘ gerochen

Und der muß ich gesteh’n:

Ich bin schon völlig abgenagt

Und außerdem auch abgehakt,

Ich bin doch eigentlich schon so lange,

Wie sonntags halt die Bäckerschlange,

Schon absolut ganz abgehakt,

Schon eingenagelt und versargt.

Ich bin nur noch ein Geist,

Der in der Sonne hier vergreist

Und Gläubigen die Wege weist,

Wobei er sich mit Mist beschmeißt,

Damit am Ende auch die Tauben glauben,

Ihr Mist bildet solide Hauben,

Weißgraue, lichte Himmelsschrauben

Und alles hätte einen Sinn,

Obwohl ich nicht lebendig bin.

Ich schlich mich nur grad tot vorbei

Und schrieb dieses Gedicht.

Mehr wollt‘ ich ja auch nicht,

Und jetzt verschwind‘ ich aus dem Licht,

Verzieh‘ mich wieder leis‘ und schlicht,

Denn tot bin ich und lebe nicht

Und bin nur scheinbar und ein Wicht,

Und dann auch nur von Zeit zu Zeit,

Ein Lichtjahr und zwei Ellen weit

Als Schatten meiner selbst

Für mich entzweit.

Kommentieren