Band 2 – 1.4 – Sommerzeit

Sommerzeit

Jetzt muß ich aber wirklich geh’n,

Denn auf mich wartet bitteschön

Ein reges weltliches Geschehn.

Draußen fahr’n die Autos schon im Kreis,

Und auf dem Kreisel gibt’s schon wieder Eis.

Die Banken sind schon offen,

Sind am Rechnen und am Hoffen,

Ganz bemäntelt in feinsten Stoffen.

Grad‘ hat sich jemand ganz unverzagt

Über die stechende Sonne beklagt,

Kaffee fließt in Strömen,

Ein schwarzer Wasserfall fließt überall.

Ein Deutscher Michel

Versucht mit einer Sichel

Den Tegern und den Seen

Ihren Spiegel abzumähn.

Ein Esel steht im Stall und macht IA

Und wartet auf die nächste IAA,

Die ähnliche Geräuschkulisse hat man eben da.

Ein umgedrehtes Spiegelei

Drückt mit dem Eigelb sich zu Boden

Und schaut bald aus wie ein zerquetschter…

Loden Frey ruft in der Fußgängerzone

Ein paar Narren sich herbei,

Tanzt auf einer Melone

Und hat Lutschbonbons dabei.

Ein LKW hat sich im Feld

Heimlich auf den Kopf gestellt

Und will jetzt einen Bock schießen;

Hält die Waffe aus dem Fenster

Und lauert auf Gespenster,

Weil ihm die letzte Kurve,

Durch die er schlurfte,

Den Kopf verdreht hat,

Und jetzt liegt er matt,

Und schaut die Welt von unten an-

Mit ganz verdrehtem Kopf

Singt Meryl Streep:

Ich hab dich lieb

Und forever young,

Was fang ich nun an?-

Und ist doch eigentlich schon tot

Niedergefällt aufs Echolot,

Der arme Tropf

Und hängt doch noch am Tropf

Und liegt mit seinem Kopf,

Ganz verbissen,

In einem blanken Krankenhauskissen.

Man wird ihn vermissen.

Denn wer ist schon in der Lage,

Ohne Zögern und Verzage,

Von unten,

Aus dem LKW heraus,

Listig schlitzig wie die Laus,

Einen echten Bock zu schießen,

Bis die Geister ihn verließen.

Außerdem: das Leben ist heut‘ wirklich

Zurück in die Welt bestellt:

Aus einer Raucherlunge hängt eine Zunge

Und transpiriert,

So wie ein Hund,

Der respiriert

Und sich ganz ungeniert

Dabei noch erigiert.

Man kopuliert und maschiert,

Verliert und findet,

Bis die Sonne wieder schwindet

Und man sich im Bettchen wieder windet.

Es schwitzt und blitzt,

Was man am heißen Sommertag so mag.

Drum verzage nicht

Und bleibe schlicht,

Atme sanft,

Ertränk‘ Dich nicht

In einem See voller Schnee

Und sing‘ wenn du’s kannst

Holaräduliöh.

Adieu.

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