Band 2 – 2.2 – Genug ist genug

Genug ist Genug

Ich hab‘ mich heute echauffiert

Und unverhältnismäßig erigiert.

Es war nach einem langen Gang,

Grad von Canossa, wo ich wiederkam.

So ging ich in gebückter Stellung,

Aus Gründen mangelnder Erhellung,

Mit langem Hals -man denkt an die Giraffe-

Einher, ganz wie ein kranker Menschenaffe.

Worüber war ich aufgebracht,

Was hatte sich nur rangemacht,

Um sich auf leisen, schlichten Sohlen,

Meine gute Laune abzuholen?

Es war nichts einzelnes, nichts Blondes

Nichts Neues und nichts Ungewohntes.

Nicht einmal war es mal ein Vampir,

Und doch saugte man Blut aus mir.

Es war’n die tausend Kleinigkeiten,

Die mich an diesem Tag beizeiten

So gräßlich aus der Ruhe brachten

Und mich dann gängelten und packten.

Mein ganzes Hirn war wie gehetzt,

Mit nutzlosem Geäst durchsetzt,

Von kleinen, sinnlosen Gedanken,

Von Mühlrädern und auch von Schranken.

Man denkt an Kaufen, Bettenmachen,

An Kunden und lauter so Sachen.

Schon im Erwachen der Ermorgung

Zeigt nötig sich die Grundbesorgung,

Der Einkauf von diverserlei

Von Kaffee und von Spielgelei.

Der Postmann klingelt an der Tür,

Will 11 Mark Nachname wöfür?

Ich weiß es nicht, ist auch egal,

Ein Päckchen ist es allemal.

Zudem denk‘ ich beim Morgenbrot

Jetzt an ein tolles Angebot

Über ein neues Wohnschlafzimmer

Und günstiger krieg‘ ich’s auch nimmer

Doch kauf ich, bin ich ruiniert

Und also bin ich echauffiert.

Es ist ein babylonisch Raufen,

Sechs Kilo Blei Gedankenhaufen.

Es ist die Marter meiner Glieder,

Ich finde selbst mich nicht mehr wieder.

Irgendwie bin ich selbst verkauft,

Mein ganzes Haar ist ausgerauft,

Ich bin wie eine Gliederpuppe,

Ein häßlich baumeldes Gerippe

Und funktioniere mit der Strippe.

Die zieht man und schon lauf‘ ich los-

Was ist das, frage ich mich bloß.

Und komme doch niemals dahinter,

‚Rum ist der Sommer, schon ist Winter.

Die Knochen knacken, ungeborgen,

Mach ich über mich selbst mir Sorgen.

Bin wie Pinocchio, eine Puppe,

Und wandere schon mit der Gruppe.

Mein Hirn ist völlig aufgebracht

Vom Alltag einer fremden Macht.

So komm‘ ich langsam mir abhanden,

Erkenne mich in meinen Banden

Und steige mit der Wut ins Feuer

Und werde drum ein Ungeheuer.

Denn nach dem Winter kommt der Lenz

Und mit ihm auch die Konsequenz:

Ich zieh‘ zum Urlaub in die Berge

Und werde dort zum achten Zwerge,

Ansonsten leb‘ ich ganz allein

In einem kleinen Eigenheim.

So abgeschieden von der Welt

Ist’s wie’s mir eigentlich gefällt.

Dann find‘ ich wieder zu mir selber,

Am Abend fütter‘ ich die Kälber

Und lieg‘ ansonsten nur im Gras,

Lach‘ und erzähl‘ mir selber was,

Bin fern der Zivilisation,

Mein eig’ner frommer Schutzpatron

Und lebe einsam und auch schlicht

Mir selber, und mehr brauch‘ ich nicht.

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