Genug ist Genug
Ich hab‘ mich heute echauffiert
Und unverhältnismäßig erigiert.
Es war nach einem langen Gang,
Grad von Canossa, wo ich wiederkam.
So ging ich in gebückter Stellung,
Aus Gründen mangelnder Erhellung,
Mit langem Hals -man denkt an die Giraffe-
Einher, ganz wie ein kranker Menschenaffe.
Worüber war ich aufgebracht,
Was hatte sich nur rangemacht,
Um sich auf leisen, schlichten Sohlen,
Meine gute Laune abzuholen?
Es war nichts einzelnes, nichts Blondes
Nichts Neues und nichts Ungewohntes.
Nicht einmal war es mal ein Vampir,
Und doch saugte man Blut aus mir.
Es war’n die tausend Kleinigkeiten,
Die mich an diesem Tag beizeiten
So gräßlich aus der Ruhe brachten
Und mich dann gängelten und packten.
Mein ganzes Hirn war wie gehetzt,
Mit nutzlosem Geäst durchsetzt,
Von kleinen, sinnlosen Gedanken,
Von Mühlrädern und auch von Schranken.
Man denkt an Kaufen, Bettenmachen,
An Kunden und lauter so Sachen.
Schon im Erwachen der Ermorgung
Zeigt nötig sich die Grundbesorgung,
Der Einkauf von diverserlei
Von Kaffee und von Spielgelei.
Der Postmann klingelt an der Tür,
Will 11 Mark Nachname wöfür?
Ich weiß es nicht, ist auch egal,
Ein Päckchen ist es allemal.
Zudem denk‘ ich beim Morgenbrot
Jetzt an ein tolles Angebot
Über ein neues Wohnschlafzimmer
Und günstiger krieg‘ ich’s auch nimmer
Doch kauf ich, bin ich ruiniert
Und also bin ich echauffiert.
Es ist ein babylonisch Raufen,
Sechs Kilo Blei Gedankenhaufen.
Es ist die Marter meiner Glieder,
Ich finde selbst mich nicht mehr wieder.
Irgendwie bin ich selbst verkauft,
Mein ganzes Haar ist ausgerauft,
Ich bin wie eine Gliederpuppe,
Ein häßlich baumeldes Gerippe
Und funktioniere mit der Strippe.
Die zieht man und schon lauf‘ ich los-
Was ist das, frage ich mich bloß.
Und komme doch niemals dahinter,
‚Rum ist der Sommer, schon ist Winter.
Die Knochen knacken, ungeborgen,
Mach ich über mich selbst mir Sorgen.
Bin wie Pinocchio, eine Puppe,
Und wandere schon mit der Gruppe.
Mein Hirn ist völlig aufgebracht
Vom Alltag einer fremden Macht.
So komm‘ ich langsam mir abhanden,
Erkenne mich in meinen Banden
Und steige mit der Wut ins Feuer
Und werde drum ein Ungeheuer.
Denn nach dem Winter kommt der Lenz
Und mit ihm auch die Konsequenz:
Ich zieh‘ zum Urlaub in die Berge
Und werde dort zum achten Zwerge,
Ansonsten leb‘ ich ganz allein
In einem kleinen Eigenheim.
So abgeschieden von der Welt
Ist’s wie’s mir eigentlich gefällt.
Dann find‘ ich wieder zu mir selber,
Am Abend fütter‘ ich die Kälber
Und lieg‘ ansonsten nur im Gras,
Lach‘ und erzähl‘ mir selber was,
Bin fern der Zivilisation,
Mein eig’ner frommer Schutzpatron
Und lebe einsam und auch schlicht
Mir selber, und mehr brauch‘ ich nicht.