Adrianisch celestanisch
Seit ich nicht mehr, wie einst,
In Italien heimisch bin,
Verschiebt sich mir von Zeit zu Zeit-
Doch nun schon nicht mehr allzu weit-
Noch hier und da der Sinn.
Ich nenne ihn den Sonnensinn,
Den ich vermisse
Und der, obgleich ich auch gewisse
Regeln traf,
ihm Recht zu geben,
Ihn zu respektiern, zu leben
In Deutschland ab und zu bekundet,
Daß sich die Sonne hier nur stundet.
Manchmal gar behaupte ich:
Wenn die Sonne sich verschlich,
Wird der Sinn serotoninisch
Ausgesprochen frech und zynisch
Und verschiebt wie Gestalten,
Die wie Puppen sich in Gruppen
Aufmachen zum Wallfahrtsort
Von hier sich ungewollt nach dort.
Dann muß ich mich ins Auto setzen,
Das Meer noch vor der Nacht erreichen,
Espresso trinkend Maut begleichen,
Vor Bozen noch die Berge grüßen
Und mich aus Deutschland rausvertschüssen.
Dann liege ich als Unbekannter
Am Wellenstrand von Alta Manta
Und suche in der Sommerfrische
Nach einem frisch gedeckten Tische,
Nach Nudeln, Fisch und Mascarpone
Nach Calamares mit Zitrone,
Einer frischen Rotmelone,
Nach allem, was mich nicht beschwert,
Melatoninisch froh entzerrt;
Und spüre alsbald sogar wieder
Meine müden Menschenglieder
In einem neuen gold’nen Traum
Als Glückshormon in Zuckerschaum.
Hier ist das Glück,
Das find ich fein,
Hier bin ich Mensch
Und darf es sein,
Hier lebt ein Stück
Herr Wer-auch-immer
In einem feinen Wohnschlafzimmer,
Und alles, was das Herz begehrt
Ist hier das Doppelte gleich wert.
Hier freut sich, wer sich freuen kann,
Hier kommt ein jeder glücklich an,
Hier lacht der Mensch und ist zufrieden
Mit sich selbst und sucht hinieden
Nichts mehr als sein Sonnenglück
Und vom Paradies ein Stück.
Hier ist der Himmel schon auf Erden
Und man kann, paßt man nicht auf,
Hier heute schon begraben werden.
Hier erfüllt sich alles:
Hier küßt dich Pamela aus Dallas,
Hier lebt sich jede Weltlegende
Von ganz alleine bis zum Ende.
Und hier gedeiht ein guter Teil
Lebendiger, verkürzter Weil.
Die Zeit ist hier ein Albatros
Und reitet wie ein Pegasus,
Verlierend sich im Wolkenhimmel
Reitet sie sich als weißer Schimmel
Ganz dort, wo keiner längst mehr wohnt
Als heller Stern am Horizont.
Das war’s nur, was ich sagen sollte,
Weil ich dorthin grad‘ gerne wollte,
Diesmal aber doch nicht konnte
Und also doch zu Hause wohnte,
Im Wolkenhimmel über München
Begann ich schon, micht selbst zu lynchen
Und hab‘ jetzt wieder etwas Luft,
Und bin in salzig mildem Duft
Grad‘ an der Adria verpufft.