Band 2 – 2.7 – Adrianisch celestanisch

Adrianisch celestanisch

Seit ich nicht mehr, wie einst,

In Italien heimisch bin,

Verschiebt sich mir von Zeit zu Zeit-

Doch nun schon nicht mehr allzu weit-

Noch hier und da der Sinn.

Ich nenne ihn den Sonnensinn,

Den ich vermisse

Und der, obgleich ich auch gewisse

Regeln traf,

ihm Recht zu geben,

Ihn zu respektiern, zu leben

In Deutschland ab und zu bekundet,

Daß sich die Sonne hier nur stundet.

Manchmal gar behaupte ich:

Wenn die Sonne sich verschlich,

Wird der Sinn serotoninisch

Ausgesprochen frech und zynisch

Und verschiebt wie Gestalten,

Die wie Puppen sich in Gruppen

Aufmachen zum Wallfahrtsort

Von hier sich ungewollt nach dort.

Dann muß ich mich ins Auto setzen,

Das Meer noch vor der Nacht erreichen,

Espresso trinkend Maut begleichen,

Vor Bozen noch die Berge grüßen

Und mich aus Deutschland rausvertschüssen.

Dann liege ich als Unbekannter

Am Wellenstrand von Alta Manta

Und suche in der Sommerfrische

Nach einem frisch gedeckten Tische,

Nach Nudeln, Fisch und Mascarpone

Nach Calamares mit Zitrone,

Einer frischen Rotmelone,

Nach allem, was mich nicht beschwert,

Melatoninisch froh entzerrt;

Und spüre alsbald sogar wieder

Meine müden Menschenglieder

In einem neuen gold’nen Traum

Als Glückshormon in Zuckerschaum.

Hier ist das Glück,

Das find ich fein,

Hier bin ich Mensch

Und darf es sein,

Hier lebt ein Stück

Herr Wer-auch-immer

In einem feinen Wohnschlafzimmer,

Und alles, was das Herz begehrt

Ist hier das Doppelte gleich wert.

Hier freut sich, wer sich freuen kann,

Hier kommt ein jeder glücklich an,

Hier lacht der Mensch und ist zufrieden

Mit sich selbst und sucht hinieden

Nichts mehr als sein Sonnenglück

Und vom Paradies ein Stück.

Hier ist der Himmel schon auf Erden

Und man kann, paßt man nicht auf,

Hier heute schon begraben werden.

Hier erfüllt sich alles:

Hier küßt dich Pamela aus Dallas,

Hier lebt sich jede Weltlegende

Von ganz alleine bis zum Ende.

Und hier gedeiht ein guter Teil

Lebendiger, verkürzter Weil.

Die Zeit ist hier ein Albatros

Und reitet wie ein Pegasus,

Verlierend sich im Wolkenhimmel

Reitet sie sich als weißer Schimmel

Ganz dort, wo keiner längst mehr wohnt

Als heller Stern am Horizont.

Das war’s nur, was ich sagen sollte,

Weil ich dorthin grad‘ gerne wollte,

Diesmal aber doch nicht konnte

Und also doch zu Hause wohnte,

Im Wolkenhimmel über München

Begann ich schon, micht selbst zu lynchen

Und hab‘ jetzt wieder etwas Luft,

Und bin in salzig mildem Duft

Grad‘ an der Adria verpufft.

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