Band 2 – 3.1 – Spätherbst

Spätherbst

Fühl mich keineswegs benebelt,

Überhaupt nicht ausgehebelt,

Und ogleich es draußen nebelt

Hat’s mich aus dem Bett gesäbelt

Als wäre heut, fern von der Plag‘,

Ein ausgesproch’ner Sonnentag.

Denn ich weiß, was hier das Wetter

Im Moment so mit uns tut,

Ist die Lösung uns vom Retter

Und im Grunde wirklich gut.

Es ist kalt und naß,

Das Land schläft ein im späten Jahr,

Es ist karg und blaß,

Und legt sich wie ein Wonderbrar

Uns um die Brust,

Erzählt uns was.

Klemmt uns ein bißchen ein

Und läßt uns aber sonst einmal

So ganz wir selber sein.

Es ist, als würden alle schlafen,

Die Bäume, die Vögel, das Gras,

Selbst bei den Schafen, den braven,

Erzählt sich jeder selber was.

In den Bergen schneit es,

Ganz Österreich wird weiß,

Und im Bahnhof glitzert kalt

Das letzte Abstellgleis.

Der Weihnachtsmann ist noch nicht da

Und stört den Tageslauf,

Der Himmel ist nicht allzu klar,

Man schaut nicht zu oft rauf;

Nichts lenkt einen ab,

Nichts trägt einen bergab

Oder zieht einen rauf

Und fordert einen auf,

Zu tun,zu machen,

Zu diskutier’n und auch zu lachen.

Die Zeit ist tot,

Der Sommer hat sie grade mit dem Herbst erschlagen

Und noch den Winter nicht geweckt,

In diesen ausgeschlag’nen Tagen

Ohne Fragen,

Ohne Recht, ohne Versagen,

Ohne alles,

Ohne Hunger, ohne Magen.

Alles schläft im Leben ein

Und kann ein kurzes Stückchen Zeit,

Von allem grad zwei Ellen weit,

Für kurz mal bei sich selber sein.

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