1.1. Die Alchemie des Glücks

1.1. Die Alchemie des Glücks

Ernst Peter Fischer gibt in „Die andere Bildung“ einem schönen Gedanken Raum, wenn er dort über Alchemie spricht. Wir neigen dazu, in ihr ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit zu sehen. Doch im Grunde ging es dabei darum – wie bei der Produktion von Geldscheinen auch -,  aus einer wertlosen Sache eine kostbare zu machen – ganz gleich, ob es sich nun um die Metamorphose von  Blei zu Gold oder von Papier zu Geldscheinen handelt. Damit gewinnt die Alchemie an Brisanz, nur dass der Stein der Weisen heute durch das Kapital abgelöst wird, diesem sich ständig selbst immer weiter vermehrenden Ding, vorausgesetzt, man hat erst einmal genug davon. Doch der Stein der Weisen hat seine Tücken. Denn schließlich fordert auch die Vermehrung des Reichtums ihren Tribut. Keiner kann hier die Zeche prellen. Goethe nennt uns in seinem Faust gleich drei Verluste, die die Menschen im Zuge der alchemistischen Wertschöpfung erleiden: Erstens geht ihnen der Sinn für die Schönheit der Welt verloren, zweitens verlieren sie das Gefühl der Sicherheit und drittens machen sie sich bei allem Wohlstand immer mehr Sorgen um die Zukunft. Die Kunst weist uns hier auf ein ziemlich heißes Eisen hin, auf eine Feuerstelle, über der sich die Flamme selbst in der Glut des Bleis in unseren Herzen zu einem Fragezeichen verformt, um die Frage nach dem Glück zu stellen.

Kommentieren