Der Blick aufs Wesentliche

Der Blick aufs Wesentliche
27/10/2002

Wohin schauen wir eigentlich, wenn der Tag lieb und lang ist? Was fesselt unseren Blick? Und warum ist dabei gerade der Blick aufs Wesentliche so wichtig? Und was ist das überhaupt: das Wesentliche? Und bei all den Fragen dürfen wir auch nicht vergessen, dass gerade die Augen, die die Sachen ja irgendwie im Blick haben müssen, der Spiegel der Seele sind. Das bringt durcheinander. Denn bei all den Verwirrungen wissen wir dennoch den klaren Blick von Menschen, die uns begegnen, zu schätzen.

Wie schätzten wir in seinen Wimbledon-Finalspielen den klaren Becker-Blick eines Siebzehnjährigen beim Aufschlag zu den Big-Points. War es nicht eigentlich ein Augenaufschlag? Wir erinnern uns noch immer, selbst jetzt, wo der Blick auf Bewährung auf freien Freiersfüßen umherirrt und nicht mehr so recht weiß, wohin er sich fallen lassen soll. Und Boris ist da ja auch überhaupt kein Einzelfall. Erstens fallen wir alle mal hin und zweitens fällt unser Blick ständig irgendwo hin. Er lässt sich fallen, und in seinen hellsten Momenten legt er sich am Horizont in der untergehenden Sonne nieder und ruht. Mit ihm entspannen wir uns, und die Seele versenkt sich und verschmilzt mit unserem Wesen. Das sind die hellen Momente der Augen.

Daneben gibt es die ästhetischen Momente der Augen, beispielsweise wenn unser Blick auf den Körper einer schönen Helena fällt. Dann wissen wir nicht, ob wir hinschauen sollen oder nicht hinschauen dürfen. Wir wollen nicht unanständig und auffällig sein. Der Blick allerdings lässt sich nur selten abhalten. Er will seine Sache um nichts in der Welt aus dem Auge verlieren. Wenn er nicht mehr weiter weiß, dann blickt der Blick aus dem letzten Augenwinkel und tut so, als blickt er nicht, obwohl er doch hinschaut. Er ist gerissen und schlau, völlig unzentriert und doch vollkommen zielgerichtet auf alles, was sich ihm in den Weg stellt.

Aber tauchen wir nun auf und schauen wir uns um. Richten wir unseren wachen Blick aufs so genannte Wesentliche. Kaum sind die Wahlen vorbei, schauen wir in ein schwarzes tiefes dunkles Kassenloch und zu allem Herbst kommt nun auch noch Jeanett vorbei. Jeanett, hier, bei uns in Deutschland, wo man beim Aussprechen des Namens an ein Model denkt, da ist es ein Tief, ein Sturmtief, das uns die Bäume aus den Wurzeln reißen will. Bayern hält sich jetzt fester denn je, denn hier will Jeanett am ehesten zuschlagen. Zu allem Unsinn des Sturmwetters hat BMW jetzt sein neues Cabrio fertig, das fröhlich durch die Sonne fahren will. Es ist ein schöner Wagen, der ein bisschen wie ein Haifisch aussieht und mit Leidenschaft Kilometer frisst. Da wünschen wir dann mal vorab einen guten Hunger. Jetzt drehen wir uns um, schlagen eine hübsche Brücke zu Jeanett und hören auf Mojib Latif vom Max-Planck-Institut. Der hat ausgesprochen, was jeder weiß und worauf keiner hört: dass nämlich die Erderwärmung zu Minimum 80 Prozent auf den Menschen zurückzuführen ist. So verändert sich auch das Wetter. Die Stürme und Niederschläge werden heftiger, aber es wird insgesamt trockener in der Welt. Ja, trockener und nüchterner wird es ständig. Dennoch, es kommt jetzt öfter zu extremen Wetterlagen und das wäre auch dem Welttemperament im positiven Sinne zu wünschen. Bevor alles einschläft und sich sich selbst hingibt. Da wäre ein schönes sonniges, vor allem aber ein kräftiges Hoch doch mal wieder ganz angebracht. Wäre doch schön, wenn nicht ständig in irgendwelchen dunklen Ecken Sprengsätze in die Luft gehen würden. Setzen wir die Sonne also wieder in die rechte Beziehung zum Globus und haben wir Hoffnung. Denn die kommt gewiss, jetzt bald schon zum ausgehenden Jahr in die Kinos. Da taucht sie wieder auf, die Walter PPK und bahnt sich zielsicher ihren Weg, um dem Bösen ein Bein zu stellen. Wenn nichts mehr hilft, bleibt eben immer noch der smarte und sichere Blick von James B. alias 007. Jetzt erst wissen wir wieder, dass alles gut wird, gerade noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Und was kann schon wesentlicher sein als die Rettung der Welt.