Karneval der hohen Tiere

Karneval der hohen Tiere
07/11/2001

„Fürchtet Euch nicht“, sprach der Herr. Nun, er hat leicht reden. Was gibt es schon noch über ihm. Was kommt nach dem Himmel? Wußte denn der liebe Gott als er es aussprach von den vielen hohen Tieren, die es hier unten gibt? Wir können es uns kaum vorstellen, denn die Einflößung der Angst ist so gegenwärtig, dass sie einem wie glühendes Feuerwasser die Kehle hinunter läuft. Oazapft is! Und das Oktoberfest der hohen Tiere begleitet uns sozusagen fließend Tag für Tag. Wir fürchten uns, denn wir wissen, dass diese Tiere irgendwie und vor allem gierig sind. Sie sind gierig nach Macht, nach Geld, nach Sicherheit, nach Sonne, nach dem Licht des Lebens, nach Ruhe, nach Ideologien, und um daran zu gelangen fürchten wir, benutzen sie uns. Im Grunde wissen wir, sie wollen nur das Beste. Und wir sind nur das Rädchen, an dem sie drehen, um ihre Uhr in die richtige Zeit hinein zu stellen – in die beste Zeit von allen denkbaren Zeiten. Und wir fürchten uns, beinahe wärs vergessen worden, vor der unbedingten Wahrheit dieser Tiere. Es ist ein Zirkus, so scheint es. Nur ist er nicht komisch. Sie haben es beschlossen und es gab gute Gründe: Der Terror wird entfacht. Dem Terror wird auf die Füße gestiegen, bis der letzte kleine Zeh besetzt ist. Dabei wird uns mit einem Mal das ganze in der Welt lauernde Potential der Zerstörung bewusst. Was kann man nicht alles zerschießen und „zerfliegen“, wie hervorragend kann man Computernetze viralisieren und mit kleinen chemischen und biologischen Unsichtbarkeiten ganze Gesellschaften massiv schädigen. Wir haben es ja immer gewusst, aber so genau hatten wir noch nicht darüber nachgedacht. Wenns will kommts sogar mit der Post, oder aber eben über den Rechner. Es scheint überall zu sein. Es hat überhaupt keine natürliche Grenze, über die man Einhalt gebieten könnte. Es ist Science Fiction. Aber es ist. Nix Fiction. Und wie treffend hat es doch damals die – höret den Namen – „Allgemeine Verunsicherung“ gesungen: „Das Böse ist immer und überall.“ Wer hätte das gedacht, dass wir die Propheten unserer Tage in beinahe vergessener deutscher Popmusik suchen müssten, um fündig zu werden. In einer Melodie finden wir also einen Text, der so im Vorbeigehn Stellung nimmt. Na ja, und in Stellung gehen wir ja jetzt auch. Aber das sind ja nur zufällige Wortverdrehungen, die sich eben wie das Wetter ergeben. Ein kleines Tief, ein kleines Hoch, ein paar Wolken, dann wieder die Sonne. Wie Musik eben: „Don´t let the sun go down on me“. Danke George. “And I think to myself, what a wunderfull world this could be.” Danke Louis. Das sind Melodien. Jungs, lehnt Euch mal alle einen Augenblick zurück. Haltet inne. Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss. Wer hat das gesagt? Wir wissen es nicht mehr, es ist zu lange her. Aber wir wissen: Wer heute baden will, der muss in die Wellen steigen.

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