Uschis Glaswelt

Uschis Glaswelt
15/02/2002

Bonjour Welt. Unser Leben gleicht ja alles in allem einem hübschen Karussell, auf das wir alle zu Beginn unserer irdischen Spanne einmal aufsteigen. Nun spielt die Musik, und wir fahren im Kreis. Eines Tages werden wir aussteigen und die Musik wird weiter spielen – ohne uns. Doch so lange wir uns hier unten drehen, gilt es mit erhabenem Haupte durchzuhalten und fröhlich mitzuspielen. Das ist nicht immer leicht. Denn manchmal regnet es rein ins Karussell der tausend Lebendigkeiten, der Grund weicht auf und es wird etwas matschig. In solchen Augenblicken macht es dann doch froh, im Newsletter zu lesen, dass n-tv gemeinsam mit sox-in-a-box endlich meine Sockensorgen lösen will, weshalb ich auch glaube, dass die Menschheit vor einer durchschlagenden Revolution steht. Aber dazu später. Während ich also vor solch beruhigendem Hintergrund weiter lese, was in der Welt passiert, ficht es mich auch gar nicht an, dass Uschi Glas sich scheiden lassen will. Es ist auch nicht Recht, vom Ehemann so kurz vor 60 recht ordentlich gedemütigt zu werden. Mann muss wissen, was es bedeutet, es mit einer Imbissverkäuferin zu tun. Es bedeutet nämlich, nur einen Hauch entfernt zu sein von Pommesdunst und Currywurst. Doch Herrn Teewag stört das nicht. Denn schließlich trägt er ja die mobile Verkaufsbude bereits im Namen schon ein Leben lang mit sich herum. Und vielleicht finden wir ihn ja schon morgen auf einem Teewagen und bestellen uns freudig ein Heißgetränk. Das kann nach Kalauern in so trüben Spätwintertagen ja nicht schaden. Inzwischen geht Anna Maria Uschi G. tapfer ihren Weg. Und Recht hat sie, da kann man doch sagen was man will. Man muss das schöne Köpfchen immer oben tragen. Gerade dann wenn’s gilt. Also dann: Zur Sache Schätzchen. Angesichts der Gläsernen Ehe wird mir sinnierend die Zerbrechlichkeit alles scheinbar Ewigen und Guten hier unten recht ordentlich bewusst. Und ich denke an meine verstorbene Großmutter – Gott hab sie selig -, die als ich klein war schon meine Sockensorgen löste, indem sie alle Löcher meiner Seele über einem Stopfei zusammen nähte. Dabei war sie meistens gut gelaunt oder zog Zoten über Leute, die sich im Ort unsittlich verhalten hatten. Da bin ich sicher, wäre Herr Teewag nicht gut weg gekommen, und er kann von Glück reden, dass sie nicht mehr unter uns weilt. Denn vermutlich hätte sie ihm von Frankfurt aus über die Spitze des Messeturms hinaus ihr Stopfei bis nach München an den Kopf geworfen. Da kommt es gerade recht, dass n-tv mit so-in-a-box endlich meine Sockensorgen löst. Denn ohne Oma und Stopfei müsste ich vermutlich sonst bald barfuß durch die Welt laufen. Und wie es ist, im Karussell kalte Füße zu bekommen, haben wir ja vermutlich alle schon einmal erlebt. Da hilft wieder nur eins: ein Heißgetränk am Teewag-erl. Und weiter geht’s…

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