Die Erlösung des Don Juan
14/01/2003

Jetzt, da die Zeiten düster sind, da der Winter übers Land fegt, als wär ´ es ein einziger Schlitten, der eisig durch sich selbst ziehen muss wie der Wind, wo wir alle wieder über Atombomben und Krieg reden, auf Englisch, Koreanisch und Arabisch, jetzt also, wo die Sprache verwirrt ist und jeder Indianer der Welt ins Gesicht ruft: „Du sprichst mit gespaltener Zunge!“, da geschieht etwas Wahres. Man hätte es kaum erwartet, dass Herzenswärme in der Lage ist, Eis zum Schmelzen zu bringen, und doch, es ist wahr: J-Lo, die Herzdame des Tanz- und Fernsehkontinents Erde, die Königin der Schönheit und das meistbewunderte Rubensgesäß unserer Tage, das sich selbst anschickt, ein Kontinent zu sein, widmet ihrem neuen, künftigen und daraufhin, so steht es von nun an geschrieben: Mann aller und für alle Tage ein Lied. Und damit nicht genug. Sie nennt ihn darin auch „mein König“, was auf Englisch natürlich noch viel besser klingt.

Aber bitte, meinen Damen! Ist das nicht die wirkliche Wende dieser Tage der Angst? Bis heute mussten die Frauen stark sein. Und war ihr Herz auch gebrochen, vergeben, verschenkt und mit jedem Herzschlag zum Mann ihres Herzens geschlagen und hingeblutet, so ganz durften sie es doch nicht zugeben. Und waren sie in der Tiefe ihrer Seele auch entwaffnet und schwach, sie konnten und durften es sich doch nicht verkneifen, neben dem Vienetta Eis im Kühlschrank noch ein Schweizer Taschenmesser versteckt zu haben, um dann, wenn es wirklich um die Wurscht geht- Gott steh allen Männern bei – eiskalt zuzuschlagen. Aber jetzt, und wieder steht uns auf der Stirn der Name des Herrn, denn wir sagen: Gott sei Dank! jetzt sind die Tage der Basic Instincts vorbei und wandeln sich in einen wirklichen und wahrhaften Eisbrecher, nämlich in die Schöpfung des Basic Heart. Jetzt wird Frauenliebe wahr, denn jetzt darf sich die Frau wieder verschenken, selbst aufgeben und dabei – sie bemerkt es erst jetzt – ganz sie selbst sein.

Und wir, die Männer? Was bedeutet das alles für uns? Diese Frage zu beatnworten dürfen wir nicht der allbekannten Öffentlichkeit überlassen, wie beispielsweise unserem Bundeskanzler. Denn der hat bekanntlich für ein Jahreszitat gesorgt, indem er im Angesicht einer Klausurtagung der SPD-Fraktion zu den Wahlchancen angesichts schlechter Umfrageergebnisse und Arbeitslosigkeit behauptet hat: „Hinten sind die Enten fett“. Ein solches Statement ist zwar wahr, aber völlig unreflektiert und zeigt, wie wenig wir die Welten des Weibes begriffen haben. Denn wer den wahren Kontinent der Herzdamen unseres ohne sie so armen Planeten nicht zu schätzen weiß und dort das Wort „fett“ in den Mund nimmt, wo es nicht hingehört, der ist ein schlechter Erpel.

Die Botschaft ist klar und deutlich, ist zärtlich, wahr und voller Liebe. Zwar bleibt uns Männern noch ein letzter Zweifel im Sinne von „Alles ist Windhauch“, weil wir ahnen könnten, Jenniver hat das alles nur geschrieben, um einen Hit zu landen. Aber das würde bedeuten, das Herz der Frauen dort zu unterschätzen, wo es sich selbst am besten kennt und doch verliert. Nein, wahrhaft wird das steinerne Herz eines jeden Don Juan hier machtlos, wo die machtvollste Königin der Medienwelt das ihre verschenkt. Die Herzensbrecher aller Herren Länder können sich zurücklehnen und müssen sich neue Gedanken machen. Wo sie vorher noch getanzt haben, können sie jetzt nur noch taumeln. Sie müssen ganz schwindlig werden, denn sie haben den Gipfel ihrer Höhen erklommen. Wir stellen uns nun einen in die Hölle abgeurteilen, von der Liebe müden Don Juan vor. Jetzt erst begreift er, dass es an der Zeit ist, eine Pause zu machen, eben weil er das Leben so sehr liebt. Und das ist neu. Er bleibt ein Held, doch es kommt ihm über die Lippen, dass er sein Herz verschenken will an Eine nur, in deren überplanetarischen Kurven und Ganglienbahnen er sich zurücklehnen will. Aber alles was er sagen kann, ist: „Danke Ben“. Und als er es ausspricht, da wird er aus seiner Hölle befreit und wiedergeboren. Und jetzt erst merkt er es: Gott ist eine Frau. Und er ist endlich erlöst. Er hat ein wunderbares gebrochenes Herz. Und jeder liebt ihn dafür, dass er es über die Lippen bringt und haucht: „Jennifer …