Band 2 – 3.4 – Satans Braten

Satans Braten


Die Zeit ist ein so selt’nes Gut,

Daß es uns selber kaum noch bleibt,

Und daß vor Weihnachten vor allem

Im Kaufhaus auf der Strecke bleibt.

Wie rasen hin und her wie Wilde

Und führen Widersinn im Schilde.

Denn alles, was sich zu sehr regt,

Ohne zu wissen, wo es steht,

Hat sich schon selbst mit Streß belegt,

Belogen und dann auserwählt.

Die Masse rennt und kauft und lästert,

A ist bis hin zum Z verschwestert,

Ein jeder kennt den andern schon,

Denn im Interesse steckt der Kloon.

Die meisten Menschen sind so gleich

Daß sie die Auswahl all erreicht,

Man weiß schon vorher, was sie kaufen,

Wo sie rasten und verschnaufen,

Wie sie sich verhalten werden

Im Zaum der vielen großen Herden,

Die vor dem Herrn durch Läden zieh’n,

Mit Stiefeln, hoch bis zu den Knien,

Mit feinen, funkelnden Manschetten,

Mit Décolletés und hellen Ketten

Mit Schick, mit Schnick und auch mit Schnack,

Mit Überfluß und Schabernack,

Mit allem, was die Welt nicht braucht,

Was sie verkrüppelt und zerstaucht,

Werden Sie durch die Stadt getrieben

Mit unsichtbaren, vollen Hieben

Und merkens nicht einmal, die Lieben.

Es ist kein Gott, der sie begleitet,

Kein Franz, der seinen Mantel breitet,

Es ist nicht Friede, der sie treibt,

Und lange nicht die Seligkeit.

Es ist der Teufel, tief im Genick,

Der sie verführt und dann verstrickt.

Er kennt die Faulheit, die Verführung,

Den falschen Kuß und jede Rührung,

Die ablenkt und uns Freude schafft

Und alsbald gleich wieder erschlafft.

Er kennt das kleine, schnelle Glück,

Und reibt’s unter der Menschen Nasen

Und führt uns langsam Stück für Stück

Bis in die Hölle und verrückt

Uns uns’re Ansicht ganz und gar,

Den klaren Blick, den Seinsaltar.

Wir opfern alles dieser Bestie,

Brauchen den Tee nur noch von Nestle,

CD Spieler vom Media Markt

Der nicht nur abspielt und was sagt,

Sondern umgarnt ist von Millionen

Sinnlosen Zusatzfunktionen:

Der shufflet, plugt und intergriert

Alleine läuft, davon marschiert

Und jedes Lied so wiedergibt,

Daß man es dann am Ende liebt.

Haydns Schöpfung erklingt wieder

Im digitalen Rausch der Glieder,

Es schüttelt alle und wir tanzen

Den Hexentanz der Karawanzen,

Es tobt und brodelt drunt‘ im Zuber

Es gart und kocht und zickliflubert,

Es karawanzt und wanzt und tanzt

Der ganze Erdball und verschanzt

Die Seligkeit vor edlen Sitten,

Die in der Hektik selbst ersticken.

In diesem Sinne sind die Arten

Von Menschen alle Satansbraten,

Die sich im Feuerchen verbrennen

Und niemals selbst beim Namen nennen.

Sie schieben sich wie ein Göre

Von selbst wie Zunder in die Röhre

Und sind am Ende schließlich gar

Von Satanas Konsumaltar.

Gebacken, kochend aufgebraten,

Erkennt man sie an ihren Schwarten,

An ihrem Fett und ihrem Fell,

An ihrem sinnlos, mangelnd Hell,

An ihrem trüben Vegetier’n,

Am Gleichschritt und ihrem Gehirn.

Alles verläuft in fremden Bahnen,

Die nicht von ihnen selber kamen.

Ein solcher Mensch verdirbt geschwind

Und hat ein Mäntelchen im Wind.

So wie der Rest einer Zitrone

Oder ein Joghurt von Danone

Erkennt man schon in solchem Keim

Den ganzen fremden, feuchten Schleim,

Der wie ein Kokoon sie umspinnt

Und schließlich mit hinübernimmt.

So lebt die Raupe, bis sie stirbt,

Und dann im Untergrund verdirbt,

So wie ein Rest, der überhing

Und kennt ihn nicht, den Schmetterling.

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