Satans Braten
Die Zeit ist ein so selt’nes Gut,
Daß es uns selber kaum noch bleibt,
Und daß vor Weihnachten vor allem
Im Kaufhaus auf der Strecke bleibt.
Wie rasen hin und her wie Wilde
Und führen Widersinn im Schilde.
Denn alles, was sich zu sehr regt,
Ohne zu wissen, wo es steht,
Hat sich schon selbst mit Streß belegt,
Belogen und dann auserwählt.
Die Masse rennt und kauft und lästert,
A ist bis hin zum Z verschwestert,
Ein jeder kennt den andern schon,
Denn im Interesse steckt der Kloon.
Die meisten Menschen sind so gleich
Daß sie die Auswahl all erreicht,
Man weiß schon vorher, was sie kaufen,
Wo sie rasten und verschnaufen,
Wie sie sich verhalten werden
Im Zaum der vielen großen Herden,
Die vor dem Herrn durch Läden zieh’n,
Mit Stiefeln, hoch bis zu den Knien,
Mit feinen, funkelnden Manschetten,
Mit Décolletés und hellen Ketten
Mit Schick, mit Schnick und auch mit Schnack,
Mit Überfluß und Schabernack,
Mit allem, was die Welt nicht braucht,
Was sie verkrüppelt und zerstaucht,
Werden Sie durch die Stadt getrieben
Mit unsichtbaren, vollen Hieben
Und merkens nicht einmal, die Lieben.
Es ist kein Gott, der sie begleitet,
Kein Franz, der seinen Mantel breitet,
Es ist nicht Friede, der sie treibt,
Und lange nicht die Seligkeit.
Es ist der Teufel, tief im Genick,
Der sie verführt und dann verstrickt.
Er kennt die Faulheit, die Verführung,
Den falschen Kuß und jede Rührung,
Die ablenkt und uns Freude schafft
Und alsbald gleich wieder erschlafft.
Er kennt das kleine, schnelle Glück,
Und reibt’s unter der Menschen Nasen
Und führt uns langsam Stück für Stück
Bis in die Hölle und verrückt
Uns uns’re Ansicht ganz und gar,
Den klaren Blick, den Seinsaltar.
Wir opfern alles dieser Bestie,
Brauchen den Tee nur noch von Nestle,
CD Spieler vom Media Markt
Der nicht nur abspielt und was sagt,
Sondern umgarnt ist von Millionen
Sinnlosen Zusatzfunktionen:
Der shufflet, plugt und intergriert
Alleine läuft, davon marschiert
Und jedes Lied so wiedergibt,
Daß man es dann am Ende liebt.
Haydns Schöpfung erklingt wieder
Im digitalen Rausch der Glieder,
Es schüttelt alle und wir tanzen
Den Hexentanz der Karawanzen,
Es tobt und brodelt drunt‘ im Zuber
Es gart und kocht und zickliflubert,
Es karawanzt und wanzt und tanzt
Der ganze Erdball und verschanzt
Die Seligkeit vor edlen Sitten,
Die in der Hektik selbst ersticken.
In diesem Sinne sind die Arten
Von Menschen alle Satansbraten,
Die sich im Feuerchen verbrennen
Und niemals selbst beim Namen nennen.
Sie schieben sich wie ein Göre
Von selbst wie Zunder in die Röhre
Und sind am Ende schließlich gar
Von Satanas Konsumaltar.
Gebacken, kochend aufgebraten,
Erkennt man sie an ihren Schwarten,
An ihrem Fett und ihrem Fell,
An ihrem sinnlos, mangelnd Hell,
An ihrem trüben Vegetier’n,
Am Gleichschritt und ihrem Gehirn.
Alles verläuft in fremden Bahnen,
Die nicht von ihnen selber kamen.
Ein solcher Mensch verdirbt geschwind
Und hat ein Mäntelchen im Wind.
So wie der Rest einer Zitrone
Oder ein Joghurt von Danone
Erkennt man schon in solchem Keim
Den ganzen fremden, feuchten Schleim,
Der wie ein Kokoon sie umspinnt
Und schließlich mit hinübernimmt.
So lebt die Raupe, bis sie stirbt,
Und dann im Untergrund verdirbt,
So wie ein Rest, der überhing
Und kennt ihn nicht, den Schmetterling.